2011 – Annette Humpe
„Sängerin, Komponistin und Produzentin braucht keine große Bühne für ihre Auftritte.“
Annette Humpe wurde mit dem Paul-Lincke-Ring am 20. Mai 2011 geehrt.
Die Berlinerin hat erst vor Kurzem den Echo für ihr Lebenswerk entgegengenommen und wurde jetzt mit dem Paul-Lincke-Ring 2011 geehrt.
Der Paul-Lincke-Ring wird alle zwei Jahre an Musiker verliehen die sich besondere Verdienste um die deutschsprachige Unterhaltungsmusik erworben haben.
Die Sängerin und Produzentin Annette Humpe ist dafür bekannt, lieber im Hintergrund als im Scheinwerferlicht zu stehen. Trotzdem ist sie als Echo-Preisträgerin und Stilikone der Neuen Deutschen Welle für viele eine Berühmtheit. Und so wird sie kurz vor der Ehrung mit dem Paul-Lincke-Ring am Freitag in Goslar-Hahnenklee als erstes nach dem Kontrast zwischen diesem und ihrem jüngsten großen Auftritt, der Echo-Preisverleihung, gefragt.
Hahnenklee habe „seine eigene Schönheit“, sagt Annette Humpe. Sie sie dankbar über die Ehrung mit dem Paul-Lincke-Ring, das sei etwas ganz Besonderes. Der Festakt zu ihrer Ehrung füllt den gesamten Nachmittag: Pressekonferenz, Laudatio, musikalische Glückwünsche, Enthüllung einer CD-Autogrammplatte. Humpes Dankesrede dauert dagegen nur wenige Augenblicke. „Ich bin total beglückt“, ruft sie dem Publikum im Kurhaus zu.
Sie bedaure, dass ihr Vater die Ehrung nicht miterleben könne. Er sei ein großer Lincke-Fan gewesen. „Diese Auszeichnung hätte ihn getröstet für alle Schwierigkeiten, die ich ihm in meiner Pubertät gemacht habe“, sagt Humpe. Die bekannten Lincke-Schlager wie „Berliner Luft“ habe sie seit ihrer Kindheit gehört. Noch ein Dankeschön, ein paar Bilder mit Ring und Blumenstrauß für die Kameras, dann ist der Moment vorbei.
Der Laudator Rainer Moritz würdigt Annette Humpe für ihren „unprätentiösen, unverstellten Humpe-Duktus“. Für den Vorruhestand, für Tanzshows und Dschungel-Camps sei Annette Humpe „herrlicherweise herrlich ungeeignet“. Humpe lächelt zustimmend.
Die 60-Jährige war ab 1980 Frontfrau der Band Ideal und damit stilbildende Vertreterin der Neuen Deutschen Welle. Sie schrieb und produzierte Songs für Künstler wie Udo Lindenberg, Die Prinzen, Joachim Witt und Rio Reiser. 2004 gründete sie mit Adel Tawil die Formation Ich+Ich.
Tawil gratuliert ihr in Hahnenklee mit einem Auftritt. Er singt „So soll es bleiben“, eine Produktion von Ich+Ich. Humpe reißt die Arme hoch, sie lässt sich für einige Minuten feiern.
Welches Projekt Annette Humpe als nächstes angeht, ist stets eine Überraschung. Eine Andeutung gibt sie am Freitag aber: Aktuell plane sie ein Projekt mit dem Pianisten Achim Hagemann, der durch gemeinsame Auftritte mit Hape Kerkeling („Hurz“) bekannt wurde, erzählt Humpe. „Ich brüte ein sehr eigenartiges Projekt aus“, sagt sie. Viel könne sie noch nicht verraten, aber es werde „sehr anders“, kündigt sie an.
Ob sie sich vorstellen könnte, nach Stefan Raabs Rückzug einen Song für den Eurovision Song Contest zu produzieren? „Da habe ich überhaupt kein Interesse daran“, sagt Humpe. „Bei diesem Contest muss man musikalische Eintagsfliegen produzieren, das ist nicht mein Ding.“ dapd/nbo
Musikalischer Werdegang von Annette Humpe
Als junges Mädchen gründete Annette Humpe mit ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester Inga ihre erste Band und spielte die „Beatles“ nach, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. 1980 wurde Annette Humpe mit ihrer Gruppe „Ideal“ deutschlandweit bekannt. Der erste Hit „Blaue Augen“ und kurz darauf „Berlin“ waren die ersten Lieder einer musikalischen Bewegung, die als „Neue Deutsche Welle“ in die Popgeschichte einging.
Annette Humpe, geboren am 28. Oktober 1950 in Hagen, studierte in Köln Komposition und Klavier, bevor sie 1974 nach Berlin zog. Erste kommerzielle Erfolge erzielte Humpe 1979 mit der Formation „Neonbabies“, in der auch ihre Schwester sang.
1980 gründete Annette Humpe zusammen mit Ernst Ulrich Deuker und Frank Jürgen Krüger „Ideal“. 1983 löste sich die Band wieder auf. Humpe trat erstmals als Produzentin in Erscheinung. Für die Gruppe „DÖF“ schrieb und produzierte sie den Hit „Codo“.
1985 gründete sie mit ihrer Schwester Inga die Formation „Humpe & Humpe“. Später war Annette Humpe ausschließlich als Komponistin und Produzentin für so erfolgreiche Künstler wie Udo Lindenberg, Die Prinzen, Joachim Witt und Rio Reiser tätig.
Mega-Erfolg im Duo
2004 gründete Humpe mit Adel Tawil die Formation „Ich + Ich“ – ihre bislang erfolgreichste Produktion. Die beiden Alben „Ich + Ich“ und „Vom selben Stern“ räumten mächtig ab. Der Song „Pflaster“ erreichte auf Anhieb Platz eins der deutschen Singlecharts. Ende August 2010 gaben Humpe und Tawil, der noch am 18. September auf der Bad Harzburger Rennbahn auf der Bühne stand, jedoch eine kreative Pause des Duos bekannt.
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